:Den KDE3-Fork „Trinity“ selbst installieren:

Als langjähriger Nutzer der klassischen Desktopumgebung KDE3 interessierte es mich brennend, wie sich dessen Fork „Trinity“ installiert und anfühlt.

Sicher, über Geschmack lässt sich schwerlich streiten. Dennoch kann ich den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Desktopumgebungen recht wenig abgewinnen und freue mich daher, dass es in Form des Trinity-Projekts[1, 2] eine würdige Fortführung des guten alten KDE3-Desktops gibt. Somit wollte ich unbedingt ausprobieren, ob und wie er sich auf aktuellen Distributionen installieren lässt und verhält.

Mein Interesse galt zunächst der aktuellen Ubuntu-LTS-Version[3, 4] v12.04 „Precise Pangolin“, da ich mir erhoffte, aufgrund des sehr langen Aktualisierungsintervalls von 5 Jahren[5, 6] bis 2017 erst mal Ruhe zu haben. Wie schon bei meinen vorherigen Versuchen trat aber erneut das Problem auf, dass ich nach der Installation von Ubuntu + Trinity als nicht-revilegierter Benutzer keinen Ton hatte. Bei meiner Recherche im Netz fand ich das Problem zwar als bekannt vor, konnte aber nirgends eine funktionierende Lösung für dieses wahrscheinlich gar nicht so komplizierte (Rechte-?)Problem finden, gab nach einiger Zeit entnervt auf und entschloß mich daher, dann doch getreu meinem sich stets als richtig bestätigtem Mantra „Hast du ein Problem mit Ubuntu, dann nimm Debian und es funktioniert!“ wieder zu Debian[7, 8] zu greifen – zumal ich in den letzten Jahren immer wieder bei Ubuntu-Installationen auf merkwürdige Fehler gestossen bin und mich schon daher bei Debian wohler fühle! Generell gilt das bereits in der Installationsanleitung für Debian v4.0 „Etch“ gesagte. Für die „Trinity“-Installation besorgt ihr euch aber besser die im Text „Der Superstachel“ ganz unten angesprochenen sog. Mini-Installer-Images, da zunächst ohne X[9, 10] installiert wird. In besagtem Text habe ich beschrieben, wie sich diese CD-Abbilder auf einen hosentaschen-kompatiblen USB-Stick verfrachten lassen, so dass ihr zukünftig keine Silberlinge mehr durch die Gegend schleppen müsst. Das in erstgenanntem Text gesagte sollte im Prinzip ausreichend sein, um euch zu einem System ohne X zu führen (Wählt die entsprechende Option ggfs. im Installer ab, da ihr sonst unbeabsichtigterweise ein Gnome[11, 12, 13] oder Unity[14, 15, 16] auf die Platte bekommt!)

Denkt während der Installation daran, nach jedem wichtigen Schritt/Neustart das System im aktuellen Zustand zu sichern, da dies im Falle eines Crashs die schnellere Methode ist, wieder zu einem funktionierenden System zu kommen, als erneut mit der Installation von vorne zu beginnen. Auf jeder Knoppix-CD[17, 18] z.B. befinden sich dd[19, 20, 21] und das komfortablere Tool partimage[22, 23, 24] (Nachfolger fsarchiver[25, 26]), mit dem sich ganze Partitionen wunderbar „einpacken“ lassen. So lege ich stets bei jeder Installation eine verschlüsselte Partition an, die Sicherungen meines Systems beinhaltet. Ausserdem ist mir schon mehrfach aufgefallen, dass während der Installation bei den ersten Neustarts des Rechners einzelne Partitionen nicht ordnungsgemäß ausgehängt werden, so dass vor jedem Neustart zunächst dringend ein Dateisystemcheck durchzuführen ist, um Datenverluste zu vermeiden! Eine Erklärung für dieses Phänomen habe ich nicht, in der Regel renkt sich das nach 2-3 Neustarts aber ein.

Die auf der Trinity-Homepage[2] beschriebene Einbindung des Repositories sowie Installation der gewünschten Pakete funktioniert reibungslos, für eine deutsche Sprachunterstützung muß aber noch zusätzlich das Paket „kde-i18n-de-trinity“ installiert werden.

Nachdem der ganze Wust an Paketen heruntergeladen und installiert wurde, lasst euch bitte nicht dazu hinreissen, ohne Neustart durch den Befehl startx den Desktop zu starten, da dies beim Beenden desselben mit aufhängen quittiert wird. Ohnehin scheint mit dem Start des grafischen Login-Managers ein Problem zu bestehen, so dass ich folgenden Workaround empfehle, der bei mir stets funktioniert:
Installiert euch zusätzlich das Paket chkconfig und schaltet dann via chkconfig kdm-trinity off den Start des grafischen Login-Managers während des Bootens aus. Das bewirkt, dass ihr euch zukünftig in der Konsole einloggen und anschliessend den Desktop von Hand via startx starten müsst – dafür hängt sich euer Rechner beim Beenden von X aber auch nicht mehr auf! Ob euer Rechner nach Drücken des „Affengriffs“[27] ([Strg] + [Alt] + [Entf]) neu startet oder aus geht, hängt von den Konfiguration wie hier beschrieben ab. In der root-Shell[28] könnt ihr die gewünschte Verhaltensweise auch via reboot bzw. shutdown -h now anstossen.

Wollt ihr dem Systemverwalter root[29] auch grafisch den Zugang ermöglichen (nicht empfehlenswert!), setzt in der Datei /opt/trinity/kdm/kdmrc die Option AllowRootLogin=true. Stimmt die Uhrzeit des Rechners nach dem Booten nicht, setzt unter /etc/default/rcS die Option UTC=no und stellt vor dem nächsten Booten die Uhrzeit im BIOS wieder richtig ein. Der Vollständigkeit halber erwähne ich den Bug mit der Ansicht neuer Tabs im Konqueror und dessen Korrektur.

Das sind erst mal die wichtigsten Punkte, die mir zur Installation von KDE3 „Trinity“ einfallen. Zu weiteren Besonderheiten, Eigenschaften oder Problemen äußere ich mich zu einem späteren Zeitpunkt, wenn mir entsprechende Erfahrungen vorliegen. Als lustigste Neuerung des gerade erschienenen Bugfix-Release v3.5.13.1 empfand ich die Aufforderung, am grafischen Login-Manager aus „Sicherheitsgründen“ zunächst [Strg] + [Alt] + [Entf] zu drücken: Jaja, da kommen nostalgische Gefühle auf, da es dieselbe Methode auch bei NT4 gab. :-)

Status: testing